Kapitel 3: Vom Neuanfang zur beruflichen Leidenschaft
Ich hatte dann das Glück, dass meine Eltern nach der Wende noch mal einen Neuanfang wagten. Die Jobs als Laborantin oder Fleischereifachverkäuferin waren nicht mehr so gefragt. Heute würde ich sagen, dass sie erkannt haben, dass es dort eine Lücke gibt, in die sie reindrängen wollten. Haupttreiber war meine Mutter, die sich entschied, sich als Partyservice Wagner selbstständig zu machen. Mein Vater, Hardy, hatte zu diesem Zeitpunkt einen durchaus akzeptablen Job als Abteilungsleiter für Sportartikel in einem großen Kaufhaus. Aber auch er schien unzufrieden zu sein, kündigte diesen Job und begann mit meiner Mama das Unternehmen Partyservice in Magdeburg.
Mit diesem Schritt haben sie nicht nur ihre berufliche Zukunft verändert, sondern auch meine eigene maßgeblich beeinflusst. Ich habe früh erlebt, wie viel Mut und Durchhaltevermögen es braucht, um sich selbstständig zu machen, und wie wichtig es ist, an einer gemeinsamen Vision zu arbeiten. Diese Erfahrungen haben in mir ein tiefes Verständnis für den Wert von harter Arbeit und die Bedeutung von Qualität in allem, was man tut, hinterlassen.
Was mir immer Spaß gemacht hat, war die Organisation, situatives Notfallmanagement, gemeinschaftliches Arbeiten im Team, Problemlösung und das Gefühl, etwas Eigenes zu schaffen. Mit 15 war mir schon klar, dass ich, wenn ich etwas beruflich tue, etwas erschaffen möchte – etwas weiterentwickeln, mit Ehrgeiz an einer Sache arbeiten und diese perfektionieren. Ich war nie derjenige, der einfach ein Fachbuch gelesen hat, um das Gelernte genauso anzuwenden. Wenn ich Fachbücher gelesen habe, dachte ich gleichzeitig darüber nach, wie man Dinge besser machen könnte, welche Alternativen es geben könnte und wie ich etwas zu meinem eigenen Ding machen könnte.
Meine Eltern waren von Anfang an darauf bedacht, mit ihrem Partyservice etwas Einzigartiges zu schaffen. Sie wollten nicht nur gute Produkte anbieten, sondern auch eine Marke aufbauen, die für Verlässlichkeit und Exzellenz steht. Diese Einstellung prägte auch mich, und ich begann zu verstehen, wie wichtig es ist, nicht nur kurzfristige Erfolge zu erzielen, sondern langfristig etwas aufzubauen, das Bestand hat. Rückblickend war es genau diese Kombination aus Kreativität, Pragmatismus und dem Wunsch nach Eigenständigkeit, die später meine berufliche Entwicklung maßgeblich beeinflusste.